Pressemeldung
09.10.2024
Junge Igel finden nicht genug Futter:
Klimaveränderungen und Parasiten setzen den Tieren zu
Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an alle Tierfreunde, tagsüber aktive Igel besonders im Blick zu haben. Aufgrund des Insektenrückgangs, den insbesondere Lebensraumveränderungen, Pestizide und Klimawandel ausgelöst haben, finden viele Igel kaum noch artgemäße Nahrung. Viele dieser Tiere erkranken oder sind untergewichtig. Ohne Unterstützung von Tierfreunden haben viele Igel kaum eine Chance, den Winter zu überleben.
„Neben dem Straßenverkehr und Verlust von Lebensraum hat der Insektenrückgang, beispielsweise durch den verstärkten Einsatz von Pestiziden und die Folgen des Klimawandels, dramatische Auswirkungen auf die Igelpopulation. Die jüngeren Tiere leiden häufig unter Untergewicht und Parasitenbefall. Sie schaffen es oft nicht, sich ausreichend Fettreserven für den Winter anzufressen. Werden sie nicht zugefüttert und/oder tierärztlich behandelt, überleben sie nicht die Wintermonate“, sagt James Brückner, Leiter des Referats Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund.
Untergewichtige und kranke Jungtiere
In Wildtierauffangstationen nimmt die Zahl der zu betreuenden Igel zu. Auch das Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes erhält derzeit vermehrt Anfragen von besorgten Tierfreunden, die um Aufnahme auffälliger Igel bitten. Oftmals wiegen aufgefundene Tiere deutlich unter den empfohlenen 500 Gramm, die ein Jungigel bis Anfang November erreichen sollte, um genug Reserven für den Winterschlaf zu haben – ausgewachsene Igel sollten dann 1000 Gramm wiegen. Hinzu kommen Igel mit massivem Parasitenbefall, die zunächst tiermedizinisch versorgt werden müssen. „Besorgniserregend ist, dass immer mehr kranke Igel abgegeben werden, die nicht nur gepäppelt, sondern langfristig behandelt werden müssen“, sagt Patrick Boncourt vom Tierschutzzentrum Weidefeld.
Klimawandel und Pestizide belasten die Igelpopulation
Die Ursachen für den schlechten Zustand vieler Igel liegen im Rückgang der Insektenbestände, der durch den Einsatz von chemischen Mitteln in der Landwirtschaft und den zunehmend milden Wintern beschleunigt wird. Statt Insekten, wie Laufkäfer und Schmetterlingslarven, fressen sie vermehrt Schnecken und Würmer, die Krankheitserreger in sich tragen, gegen die das Immunsystem der Igel nicht ausreichend gewappnet ist. Das führt zu einer Ausbreitung verschiedener Krankheiten unter den Tieren. Aufgeräumte Gärten, in denen Igel weder Unterschlupf noch Nahrung finden sowie der Einsatz von Mährobotern gefährden die Stacheltiere zusätzlich. Nicht zuletzt werden Hunderttausende jedes Jahr überfahren.
Der Deutsche Tierschutzbund rät Findern, Igel mit starkem Parasitenbefall oder Symptomen wie Husten einem Tierarzt vorzustellen. Besonders aufmerksam sollten Tierfreunde werden, wenn sie die normalerweise nachtaktiven Tiere tagsüber sehen. In diesen Fällen lohnt ein Blick auf die Waage: Wiegt ein junger Igel nur knapp unter 500 Gramm und ist augenscheinlich gesund, kann man ihm über eine Zufütterung mit Nassfutter für Katzen und Wasser helfen. Im Zweifel sollte das weitere Vorgehen mit einer qualifizierten Auffangstation oder dem Tierheim abgesprochen werden.
Copyright: Deutscher Tierschutzbund e.V. / Foto: Marc Jeworrek